Gemeinsame Stellungnahme von DEAL und OA2020-DE zum DGUF-Newsletter
DEAL und OA2020-DE haben den Kommentar (Punkt 7.4 im Oktober-Newsletter) der Deutschen Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte e.V. (DGUF) vom 13. Okt. 2017 zu den Verhandlungen mit Elsevier, Springer Nature und Wiley mit Interesse aufgenommen. Die DGUF hat uns freundlicherweise die Möglichkeit eingeräumt, zu den genannten Kritikpunkten Stellung zu beziehen. Im Folgenden gehen wir auf einige zentrale Aussagen der DGUF zu den Verhandlungszielen von DEAL ein:
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Der Aussage, das DEAL-Konsortium würde mit "seinem" Geld die Monopolstellung der Verlage unterstützen, widersprechen wir ausdrücklich. Möglicherweise liegt dieser Darstellung die Vermutung zugrunde, dass die Aufwendungen der Bibliotheken für die Zeitschriftenportfolios der Großverlage nach Abschluss eines DEAL-Vertrags noch weiter steigen. Und in der Tat hat die kontinuierlich fortschreitende Konzentration der großen, international agierenden Wissenschaftsverlage (insbes. Elsevier, Springer Nature und Wiley) – Stichwort Oligopolisierung – in den letzten Jahrzehnten zu einer massiven Stärkung der Marktmacht auf Anbieterseite und zu damit verbundenen Preisforderungen geführt, die die allgemeine Inflationsrate bei weitem übersteigen. Diese Entwicklung hat wiederum dazu geführt, dass sich die Versorgungslage in vielen Einrichtungen in Deutschland aufgrund von erforderlichen Abbestellungen kontinuierlich eher verschlechtert hat. Häufig mussten die Einsparungen auch bei den Angeboten der kleineren Verlage beispielsweise auf dem Sektor geisteswissenschaftlicher Monographien erzielt werden. Daher verfolgt die DEAL-Projektgruppe nachdrücklich das Ziel, dieser unverhältnismäßigen Kostensteigerung auf dem Zeitschriftensektor entgegenzuwirken und zu einem fairen Preis-Leistungsmodell zu kommen (s.o.). Dadurch sollen die Budgets der Bibliotheken entlastet und wieder mehr Spielraum für Literaturanschaffungen insbesondere in den buchaffinen Wissenschaftsdisziplinen geschaffen werden.
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Es ist richtig, dass sich die DEAL-Verhandlungen momentan aus den o.g. Gründen auf die drei großen wissenschaftlichen Verlage Elsevier, Springer Nature und Wiley fokussieren. Zudem fließen derzeit etwa zwei Drittel der Ausgaben für Zeitschriften an den Universitätsbibliotheken in Deutschland an diese drei o.g. Unternehmen. Insofern lag der Schluss nahe, dort mit dem Transformationsprozess zu beginnen. Zudem sind Open-Access-Geschäftsmodelle, wie von DEAL ebenfalls angestrebt, in der Transformationsphase am ehesten bei Zeitschriftenpublikationen zu implementieren, die wiederum in der Wissenschaftskommunikation in den STM-Disziplinen eine besonders große Rolle spielen. Die drei genannten Verlage bieten aber auch umfassende Zeitschriftenpakete für die anderen Fachdisziplinen, z. B. in den Geisteswissenschaften an. Im Übrigen finden parallel Verhandlungen auch mit geisteswissenschaftlichen Verlagen im Rahmen der DFG-Ausschreibung zu Open-Access-Transformationsverträgen statt.
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Das Projekt DEAL hat nicht die Aufgabe, die wissenschaftliche Kommunikation grundlegend zu verändern. Wohl aber soll der Weg für eine möglichst zeitnahe Transformation zum Open-Access-Publizieren unter fairen und nachhaltigen Konditionen (publish & read) für alle am Publikations- und Kommunikationsprozess beteiligten Partner zu befördern. DEAL und OA2020-DE sehen diesen Entwicklungsschritt als wesentliche Voraussetzung zur Entwicklung weiterer, an die Bedürfnisse der verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen angepassten Konzepte des (Open-Access-)Publizierens. Selbstverständlich begrüßen die DEAL-Projektgruppe und die OA2020-DE-Initiative die Entwicklung und Etablierung solcher neuer Formen und Strukturen wissenschaftlichen Publizierens und wissenschaftlicher Kommunikation mit Hilfe von Open-Science-Prinzipien (Open Access, Open Data, Open Source etc.) ganz ausdrücklich. Hierbei legen wir aber großen Wert auf leistungsfähige, finanzierbare und nachhaltige Strukturen. Diese können sowohl in öffentlichen Einrichtungen, als auch bei kommerziellen Dienstleistern (so auch Verlagen) angesiedelt oder von diesen gemeinsam entwickelt und betrieben werden. Wichtig ist aber vor allem, dass die Bedürfnisse der Wissenschaft(sdisziplinen) abgebildet werden. Diese Entwicklung benötigt Zeit und wird im Jahr 2020 ganz sicherlich noch nicht abgeschlossen sein. Bis dahin benötigen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen noch die bestehenden Systeme aus Zugriff auf wissenschaftliche Literatur und Publikationsmöglichkeiten (publish & read). Die DEAL-Gruppe unterstützt daher mit ihren Verhandlungen diese Übergangsphase und bereitet den Weg für eine möglichst vollumfängliche und zügige Open-Access-Transformation.
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Der Druck, in "wichtigen" Zeitschriften zu publizieren, ist ein systemimmanenter Effekt, an dem auch eine erfolgreich abgeschlossene DEAL-Lizenz nichts ändern kann und wird. Aktuelle Studien wie z.B. Pay-it-forward (Mellon Foundation, Juli 2016) zeigen, dass die Reputation einer wissenschaftlichen Zeitschrift immer noch das ausschlaggebende Kriterium für eine Einreichung ist. Die Frage, ob die Zeitschrift im Open Access vorliegt, ist für viele Autorinnen und Autoren von nachrangiger Bedeutung. Die Fokussierung auf den Impact-Faktor oder ähnliche Bewertungsmaßstäbe ist ein seit langem bekanntes Problem, das auf wissenschaftspolitischer Ebene behandelt werden muss. DEAL wie auch OA2020-DE haben auf diese Fragestellung naturgemäß keine Einflussmöglichkeit.
Die vollständige Stellungnahme als PDF finden Sie unter dem Menüpunkt Ressourcen und hier.