Open Access statt "Verstaatlichung der Wissenschaftsverlage"



In ihrem Beitrag "Is it time to nationalise academic publishers?" vom 02.03.2018 rückt Times Higher Education (Quelle) die großen Wissenschaftsverlage in den Fokus einer Diskussion, die die Zerschlagung von wirtschaftlichen Monopolen auf die Agenda gesetzt hat. Die aufgezählten Gewinne im wissenschaftlichen Publikationssystem sind in der Tat eindrucksvoll:

  • Der Gewinn von Elsevier für den Shareholder RELX betrug 2016 über 900 Millionen GBP mit einer Umsatzrendite in Höhe von 36,8%.

  • Die Verlage Taylor & Francis und Routledge als Teile von Informa erwirtschafteten 2016 einen Gewinn von mehr als 160 Millionen GBP (Umsatzrendite 38%).

  • Wiley erreichte 2017 einen Gewinn in Höhe von 183 Millionen GBP und eine Marge in Höhe von 29,6%.

Gewinne und Margen für Springer Nature wurden in dem Times-Higher-Education-Beitrag nicht genannt, gleichwohl sind die Zahlen für die Open-Access-Bewegung ernüchternd, da der überwiegende Teil der Gewinne immer noch aus dem Subskriptionssystem kommt, das maßgeblich von den Erwerbungsetats der Bibliotheken finanziert wird. Times-Higher-Education fragt in dem Artikel deshalb zwischen den Zeilen auch zurecht, warum Bibliotheken trotz Open Access und SciHub solche Renditen mit finanzieren.

Wenn die Bibliotheks-Community es tatsächlich mit Open Access Ernst meint, dann muss - wie Ralf Schimmer es an gleicher Stelle im letzten Jahr formulierte - der "Stecker aus dem Subskriptionssystem gezogen werden" (Quelle), wenn Verlage die Transformation in den Open Access nicht mit gehen wollen. Alternative Verwendungsmöglichkeiten für Bibliotheksetats gibt es jedenfalls jetzt schon reichlich:

  • Finanzierung von Publikationsfonds für reine Open-Access-Verlage
  • Unterstützung von Mitgliedschaftsmodelle wie SCOAP³, Open Library of Humanities, u.a.
  • Beteiligung an Modellen zur Finanzierung von Open-Access-Ebooks
  • Unterstützung der öffentlichen Open-Access-Infrastruktur (institutionelle und fachbezogene Repositorien, zentrale Open-Access-Services wie das DOAJ u.a.)

Wie lange wollen Bibliotheken noch warten? It´s time to take action!